Ohne Makler verkaufen – meine persönliche Erfahrung

Es geht auch ohne Makler

Was Sie wissen sollten, wenn Sie Ihr Haus ohne Makler verkaufen möchten

Zugegeben, man darf sich fragen, ob man in Zeiten des Internets überhaupt noch Immobilienmakler braucht. Früher wurden noch Exposés an den eingetragenen Kundenstamm mit der Post verschickt. Wenn man ein Haus kaufen wollte, kam man nicht umher, das Büro eines Immobilienmaklers zu betreten. Heutzutage sitzt man bequem zu Hause am Rechner oder bekommt die aktuellen Angebote direkt aufs Handy gesendet. Die großen Internetplattformen übernehmen einen Großteil der Vermittlungsarbeit, die früher der Immobilienmakler gemacht hat.

Da liegt es natürlich nahe, den Hausverkauf selbst in die Hand zu nehmen und das eigene Haus ohne Makler zu verkaufen. Ein paar Fotos machen, ein paar Daten eingeben und schon ist das Haus im Netz. Einen guten Kaufpreis hat man auch schnell parat, denn auch für die Kaufpreisschätzung gibt es im Internet diverse Angebote.

Meine ehrliche Meinung zum Immobilienverkauf ohne Makler

Ja, man kann sein Haus auch ohne Makler gut verkaufen. Ich habe es selbst schon zwei Mal gemacht, und zwar noch bevor ich beruflich im Immobiliensektor unterwegs war. Wer genügend Zeit und Enthusiasmus mitbringt, der kann im Internet alles Nötige lernen, um sein Haus selbst zu vermarkten.

Allerdings gibt es auch ein paar Dinge, von denen ich vorher nichts im Internet gelesen hatte und die mich in unangenehme Situationen gebracht haben. Deshalb möchte ich aus eigener Erfahrung berichten, wie es ist, sein privates Haus ohne fachkundige Hilfe zu verkaufen.

Falls Sie interessiert daran sind, wie ein professioneller Makler Sie beim Verkauf Ihrer Immobilie unterstützen kann, finden Sie hier meinen Artikel dazu.

Mein persönlicher Erfahrungsbericht

Als mein Mann und ich unser privates Haus verkaufen wollten, war ich hoch motiviert und wollte es unbedingt ohne Makler bewerkstelligen. Ich wusste, dass die Marktlage günstig war und wir gute Chancen hatten, einen tollen Preis für unser Haus zu erzielen. Ich studierte alle im Internet verfügbaren Informationen und wir gaben uns viel Mühe mit dem Home Staging und der Präsentation unserer Immobilie. Dabei rede ich nicht nur vom Aufräumen und Fotos machen, sondern auch von diversen Reparaturen. Alles, was liegen geblieben war, wurde von uns fertiggestellt. Das fing bei kleinen Lack-Ausbesserungen an Türen und Fußleisten an und endete beim neuen Bepflanzen der Beete im Garten. Wir fingen an auszusortieren und jedes Zimmer so perfekt wie möglich herzurichten. Dieser Prozess nahm ungefähr zwei Monate in Anspruch. Dann war ich endlich zufrieden und fotografierte die Zimmer mit meiner professionellen Kamera. Ich informierte mich über alle nötigen Unterlagen und beantragte diese bei verschiedenen Behörden.

Wir entschieden uns für einen Verkaufspreis, der unserer Meinung nach an der oberen Grenze des Möglichen lag. Frei nach dem Motto, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Immerhin konnten wir die Käufer mit einem provisionsfreien Angebot locken.

Dann kam der Tag, an dem ich unser Haus ins Internet stellte. Womit ich nicht gerechnet hatte war, dass wir in den nächsten zwei Tagen mit Anrufen und Anfragen bombardiert wurden. Ich kam schnell an meine organisatorischen Grenzen und am Ende vereinbarte ich dreißig Besichtigungen innerhalb von zwei Wochen, die wir mit einem Kleinkind auf dem Arm und Engelsgeduld durchführten. Ich stand jeden Morgen früh auf, um zu Putzen und aufzuräumen. Es sollte schließlich alles perfekt sein. 

Zugegeben, es war auf der einen Seite spannend und auf der anderen Seite sehr stressig und unangenehm. Immer wieder betraten die Leute unsere Privatsphäre und ich kam mir schutzlos vor. Einige Interessenten waren respektvoll und von unserem Haus begeistert. Andere schienen die Besichtigung eher als Nachmittagsausflug zu betrachten. Ihre Kinder sprangen auf unserem Sofa und beschmierten meine frisch geputzten Fensterscheiben. Wir mussten detaillierte und teilweise bedrängende Befragungen und unschöne Kommentare über uns ergehen lassen. Da das für uns nicht nur irgendeine Immobilie war, sondern unser Zuhause, das wir selbst renoviert hatten und bewohnten, war es nicht leicht, damit umzugehen. Um nicht den Überblick zu verlieren, machten wir uns nach jeder Besichtigung Notizen.

Dann überschlugen sich die Ereignisse und wir hatten plötzlich sechs feste Kaufinteressenten. Völlig überfordert fragte ich unsere Bankberaterin, was ich nun tun sollte. Sie empfahl uns zu einem bestimmten Termin verdeckte Angebote einzuholen und dann dem höchsten Gebot den Zuschlag zu geben. Da wir auf keinen Fall eine offene Versteigerung wollten, entschieden wir uns letztendlich für diese Variante, auch wenn der Konkurrenzdruck, den wir damit schufen, sich nicht besonders gut anfühlte. 

Wir dachten natürlich, dass die Käufer jetzt alle sogar noch mehr bezahlen würden, als wir erwartet hatten, aber das Gegenteil war der Fall. Die meisten Angebote, die wir erhielten, lagen weit unter unserem Wunschpreis. Glücklicherweise gab es jedoch auch zwei Angebote, die leicht über unserem Preis lagen und am Ende ging der Plan auf und wir bekamen einen sehr guten Preis für unser Haus. Allerdings zitterte ich bis zum Notartermin und richtig erleichtert war ich erst, als das Geld schließlich auf unserem Konto war und die Übergabe stattgefunden hatte.

Ich hatte alles nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Wir waren sehr ehrlich, haben nichts verschwiegen und die Käufer waren glücklich über ihr neues Zuhause. Trotzdem war ich mit der Verantwortung für dieses große Geschäft zu dem damaligen Zeitpunkt überfordert und habe noch lange darüber nachgedacht, was besser hätte laufen können. Mit meiner jetzigen Erfahrung hätte ich genauer auswählen können, wen ich zu einer Besichtigung einlade. Denn mit etwas Übung weiß man meistens schon beim ersten Telefonat, wie ernstgemeint das Kaufinteresse ist. Dadurch erspart man sich unangenehme Situationen, in denen fremde Leute die eigenen Grenzen übertreten.

Neues Haus, neues Glück

Als wir das zweite Mal privat und ohne Makler verkauften, lief alles ganz anders. Wir hatten einige Dinge dazu gelernt und waren nicht mehr so unsicher. Wieder brachten wir unser Haus auf Vordermann und holten das Beste aus Fotos und Präsentation heraus.

Diesmal hatte sich herumgesprochen, dass wir verkaufen wollten und wir hatten schon zwei Interessenten ohne überhaupt eine Anzeige geschaltet zu haben. Wir luden sie an einem Nachmittag ein und beide Parteien waren sehr interessiert. Dann erhielten wir noch am selben Tag eine Zusage und freuten uns sehr. Als ich der anderen Familie absagte, waren diese allerdings ziemlich enttäuscht, weil sie das Haus auch gerne gekauft hätten. Sie dachten, dass sie durch den privaten Kontakt über ein paar Ecken ein Vorkaufsrecht hätten. Ein Missverständnis, das mir sehr leidtat und wahrscheinlich durch unklare Kommunikation zustande gekommen war.

Eine Woche später wurde aus der festen Zusage der anderen Familie dann doch ein „Vielleicht“ und es folgte ein Termin mit einem Gutachter. Der inspizierte unser Haus bis in die letzte Ecke. Wir hatten Angst, dass die Käufer wieder vom Kauf zurücktreten und wir mit leeren Händen dastehen. Den anderen Käufern hatte ich ja schon abgesagt und sie waren nicht besonders gut auf uns zu sprechen. Danach kam dann noch eine Kaufpreisverhandlung, obwohl uns der Preis vorher schon fest zugesagt war.

Vielleicht war ich einfach zu leichtgläubig gewesen und hatte mich zu früh gefreut, dass alles so reibungslos funktioniert hatte. Des Weiteren war uns dieses Mal nicht nur der Preis wichtig, sondern auch das eine nette Familie einzieht. Unsere direkten Nachbarn waren gute Freunde von uns und ich fühlte mich verantwortlich. Am Ende hat glücklicherweise alles geklappt und die Sorgen waren größtenteils unbegründet.

Als ich anfing beruflich als Maklerin für unsere Sanierungsfirma zu arbeiten, gewann ich den nötigen Abstand, um besser mit Komplikationen umzugehen. Es ist leichter, ein Haus zu verkaufen, in dem man nicht selbst wohnt. Man hat dadurch eine gewisse Neutralität, die das Gespräch mit dem Interessenten erleichtert. Aus Erfahrung kann ich allerdings sagen, dass der Verkaufsprozess einer Immobilie immer einer Wundertüte ist, bei der man nicht weiß, was auf einen zukommt. Wir haben auch schon mehrere Monate auf einen passenden Käufer gewartet oder nicht den gewünschten Preis erzielt.

Ein Immobilienmakler dient in solchen Situationen als Puffer und kann dem Verkäufer viel Stress ersparen. Die Verantwortung für den Verkauf der eigenen Immobilie ganz alleine zu tragen, ist eine große Aufgabe.

Mein Fazit

Ob ich mein Haus noch einmal ohne Makler verkaufen würde? Na klar! Immerhin bin ich inzwischen Immobilienmaklerin. Ich liebe diese Arbeit und würde die Präsentation meines Hauses niemals in andere Hände legen. Meinen Freunden empfehle ich dennoch einen Makler zu beauftragen und sich Hilfe zu holen.

Es kann sehr spannend sein, sein Haus selbst zu verkaufen und wenn Sie Lust auf ein kleines Immobilienabenteuer haben, dann versuchen Sie es. 

Sollten Sie allerdings ein eher sensibler Mensch sein, der sich viele Gedanken und Sorgen macht, überlegen Sie sich gut, ob Sie sich dieser Situation aussetzen wollen. Es kann gut gehen, oder auch schieflaufen und wenn es irgendwo Ärger gibt, sind Sie alleine dafür verantwortlich.

Falls Sie sich doch entscheiden, einen Makler zu beauftragen, können Sie sich gerne bei mir melden.

Noch ein Tipp zum Schluss

Sagen Sie den Interessenten von Anfang an die Wahrheit und beschönigen Sie nichts. Lügen haben nicht nur kurze Beine, sondern vor allem beim Immobilienverkauf nichts zu suchen. Spätestens wenn der Gutachter kommt, werden Sie Panik bekommen.