4 Schritte, um Konflikte beim Hausverkauf zu schlichten

Immer wieder Streit ums Haus

Was man tun kann, um Konflikte zwischen Eigentümern zu schlichten

Der eine möchte das geerbte Elternhaus selbst bewohnen, der andere lieber vermieten – und ein dritter braucht unbedingt das Geld und möchte so schnell es geht verkaufen. Vielleicht gibt es auch Streit und Missgunst nach einer Trennung und das ehemals geliebte Einfamilienhaus steht plötzlich zwischen den Fronten.

Es gibt viele Gründe für Konflikte beim Hausverkauf, und da es dabei immer um viel Geld geht, kochen die Gefühle schon mal über. Wird man sich nicht einig, kann es im schlimmsten Fall zu einer Zwangsversteigerung kommen.

Bevor man seiner Wut auf die Miteigentümer freien Lauf lässt, sollte man deshalb zuerst einmal einen ruhigen Kopf bewahren und die Fakten klären.

4 Schritte, um Streit zwischen Eigentümern zu schlichten

Im Folgenden erkläre ich, welche Schritte Sie gehen können, um Konflikte beim Hausverkauf zu lösen und einen gemeinsamen Kompromiss zu finden.

Schritt 1 – Faktencheck

Prüfen Sie genau: Wer steht eigentlich im Grundbuch und mit wie viel Prozent? Gibt es Auflagen aus Testamenten, einem Ehevertrag oder ähnliches, die zu berücksichtigen sind? Gibt es offene Darlehen oder Privatkredite, die abbezahlt werden müssen? Wer hat die Kosten für bisherige Renovierungen übernommen? Mit wie viel Geld können Sie realistisch bei einem Verkauf rechnen? Lohnt sich die Vermietung der Immobilie? Wer müsste wen ausbezahlen und wie viel?

Schreiben Sie alles auf, was Ihnen einfällt und prüfen Sie im Zweifelsfall den Grundbucheintrag. Wer nicht im Grundbuch steht, darf rechtlich nicht mitentscheiden – das sollte Ihnen bewusst sein. Falls jemand, der nicht mit im Grundbuch steht, Ihnen vorschreiben will, ob Sie Ihr Haus verkaufen sollen oder nicht, machen Sie ihn darauf aufmerksam.

Jeder Eigentümer hat das Recht, eine Teilungsversteigerung zu beantragen. Das beruht auf der Tatsache, dass man ein halbes Haus schlecht verkaufen kann, auch wenn man gerne würde. Durch die gerichtliche Versteigerung wird dann die Aufhebung der Miteigentumsgemeinschaft durchgesetzt. Das passiert zum Glück selten, denn eine Zwangsversteigerung ist für alle Parteien ein schlechter Deal. Man bekommt eventuell deutlich weniger Geld und der vorausgehende Konflikt verhärtet sich noch mehr. Im schlimmsten Fall muss man gegen seinen Willen aus seinem Haus ausziehen. So weit muss es aber nicht kommen. Mit etwas Engagement und Wohlwollen findet sich meistens auch so eine zufrieden stellende Lösung.

Tragen Sie also als Erstes alle Informationen zusammen und schreiben Sie diese ordentlich auf, um einen Überblick zu erhalten.

Schritt 2 – Das Gespräch

Nachdem die Fakten geklärt sind, geht es an das Eingemachte. Setzen Sie sich mit den anderen Eigentümern zusammen und versuchen Sie eine Lösung zu finden. Stopp – bevor jetzt alle aufeinander einreden: Legen Sie den Ablauf des Gesprächs vorher fest und geben Sie jedem die Chance, ganz in Ruhe seine Gedanken und Gefühle zu äußern.

Achten Sie darauf, dass Sie eine Atmosphäre schaffen, in der sich jeder respektiert fühlt, und lassen Sie einander ausreden. Im ersten Schritt sollte es ausschließlich darum gehen, herauszufinden, was den einzelnen Parteien wichtig ist und warum sie diese oder jene Meinung vertreten. Versuchen Sie Mitgefühl zu zeigen und fragen Sie nach, wie etwas gemeint ist. Halten Sie sich mit Ihrer persönlichen Meinung zurück, wenn ein anderer spricht und widerstehen Sie dem Drang, die Gefühle des anderen zu negieren oder kleinzureden. Sie werden sich wundern, wie oft Sie mit Ihren eigenen Vermutungen falsch lagen und ein ganz anderer Grund hinter den Forderungen des Gegenübers steht. Manchmal kann es sinnvoll sein, jeder Partei eine bestimmte Zeit einzuräumen (z.B. 10 Minuten), in der es ausschließlich um ihre Sicht der Dinge geht.

Führen Sie Protokoll und schreiben Sie die Punkte auf, die den einzelnen Miteigentümern besonders wichtig sind

Mit etwas Glück werden Sie jetzt schon das ein oder andere Missverständnis aus dem Weg geräumt haben. Vielleicht sehen Sie plötzlich eine neue Möglichkeit, die Sie vorher übersehen haben.

Mein Tipp: Achten Sie bei Konflikten auf die Gefühle

Vergessen Sie nicht, dass Menschen meistens aufgrund von Emotionen entscheiden. Wenn Sie das Gefühl hinter einer Aussage sehen, können Sie viel besser darauf eingehen. 

Ihre Mutter ist stinksauer, weil sie ihr Haus verkaufen soll? Was steckt dahinter? Hat Sie Angst, ins Altersheim abgeschoben zu werden? Fühlt sie sich nicht respektiert oder bevormundet? Kann sie vielleicht grundsätzlich nicht gut mit Veränderungen umgehen und braucht mehr Unterstützung bei der Planung ihres nächsten Lebensabschnitts? Haben Sie alle Alternativen gemeinsam und in Ruhe mit ihr besprochen?

Ihr Bruder braucht dringend Geld und will Sie überreden, den geerbten Familienbesitz zu veräußern? Warum ist er in dieser Notlage? Können Sie dafür Verständnis aufbringen? Gibt es einen anderen Weg, dieses Problem zu lösen?

Betrachten Sie auch Ihre eigene Perspektive: Haben Sie Ihren Angehörigen ehrlich erklärt, warum Sie verkaufen oder nicht verkaufen möchten und was Ihre persönlichen Gründe dafür sind? Oder gehen Sie davon aus, dass Sie sowieso keiner versteht? Niemand kann Gedanken lesen. Teilen Sie sich mit und geben Sie anderen einen Einblick in Ihre Sorgen und Wünsche.

Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, warum ältere Menschen oft nicht ausziehen möchten und sich gegen den Verkauf Ihres Hauses wehren, lesen Sie hier meinen Artikel darüber.

Schritt 3 – Die Kompromissfindung

Versuchen Sie gemeinsam einen Kompromiss zu finden. Dabei darf jeder seine Ideen äußern und es werden verschiedene Optionen durchgespielt. Es geht darum, dass am Ende alle zufrieden sind und sich keiner übergangen fühlt. Fragen Sie im Zweifelsfall nach, ob jeder einzelne wirklich einverstanden ist.

Ich gebe zu, es gibt nicht immer eine Lösung, die für alle super ist. Manchmal wird ein Kompromiss hart errungen und jeder muss Abstriche machen. Es wird Ihnen leichter fallen, wenn Sie die Gefühle und Gedanken Ihres Gegenübers respektieren und sich einen Ausgang wünschen, der für alle gut ist. Wollen Sie jemandem einfach nur eins auswischen, sollten Sie gut überlegen, ob Sie das wirklich weiter bringt. Seien Sie lieber großzügig und versuchen Sie, Ihrer Wut an anderer Stelle Raum zu geben. 

Wenn Sie eine eher zurückhaltende Person sind, kann es auch wichtig sein, für die eigenen Wünsche einzustehen. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Ihnen etwas am Herzen liegt.

Schritt 4 – Das Ergebnis

Wenn Sie eine Einigung erreicht haben, schreiben Sie diese so detailliert wie möglich auf, sodass es später keine Missverständnisse gibt. Es kann sein, dass Sie mehrere Gespräche brauchen, um einen guten Weg zu finden. Bleiben Sie geduldig und zuversichtlich, dann sind Sie auf dem richtigen Weg.

Eine Konfliktberatung kann Ihnen helfen

Falls Sie sich Unterstützung wünschen, melden Sie sich gerne bei mir. Ich kann Ihnen in Form einer ergebnisoffenen Beratung helfen. Als Mediatorin begleite ich Ihre Gespräche mit den anderen Eigentümern und sorge als neutrale Person für einen respektvollen Austausch. Beim Abwägen der verschiedenen Optionen stehe ich Ihnen mit meinem fachlichen Know-how aus der Baubranche und dem Immobilienmarkt zur Seite.